Beutelmeise (Remiz pendulinus) - Singvogel


Die Beutelmeisen turnen gewandt an äußeren Zweigen, nicht selten kopfüber. Außerhalb der Brutzeit sieht man sie häufig im Schilf und in Weidengebüsch. Ihr dickwandiges, kunstvolles Beutelnest aus Samenwolle von Weiden, Pappeln oder Rohrkolben besitzt einen röhrenförmigen Eingang und hängt sehr dekorativ an der Spitze eines äußeren Zweiges, am häufigsten an einer Weide. Das Männchen fängt an das Beutelnest zu bauen, nach Fertigstellung macht es durch Rufen und Singen auf sich aufmerksam, damit ein Weibchen zur Begutachtung dazu kommt. Die weiblichen Beutelmeisen achten vor allem darauf, dass Boden und Wände der Nester möglichst dick sind. So werden die Eier besser vor Kälte geschützt.

 

Gefällt der Rohbau einem Weibchen, verpaart es sich mit dem Männchen und übernimmt den Nestbau. Am Ende ist das Nest eine stabile, geschlossene Tasche. Den einzigen Eingang bildet ein kleiner Tunnel an der Seite. Wenn das Nest gebaut ist und die Eier gelegt sind, beginnt ein weiteres Kuriosum. Weil das Nest so gut isoliert ist und kaum Wärme nach außen abgibt, muss nicht ständig ein Altvogel zum Brüten da sein. Vielmehr ist es sogar möglich, dass nur ein Elternteil die gesamte Brut übernimmt, während der andere das Nest verlässt und sich erneut paart. So eine Trennung ist bei den Beutelmeisen nicht mit Drama verbunden, sondern ein wichtiger Teil ihrer Fortpflanzung. Grundsätzlich kann jeder Partner die Trennung einleiten, meist tut es aber das Männchen. Das liegt daran, dass für ein Männchen immer das Risiko besteht, sich mit einem bereits befruchteten Weibchen zu verpaaren, das dann die Eier eines anderen Männchens legt. Verpaart sich ein Männchen aber mehrmals, ist die Chance größer, dass es seine Gene weitervererben kann.

 

Häufig vertreibt das Weibchen seinen Partner sogar aktiv vom Nest. Bei in Gefangenschaft lebenden Beutelmeisen kam es gar zum „Gattenmord“, weil das Männchen sich nicht weit genug vom Nest entfernen konnte. Auch die Weibchen profitieren also von mehreren Partnern, denn so können sie die genetische Vielfalt in ihrem Nachwuchs steigern. Da es bei den Beutelmeisen einen Männchenüberschuss (und somit auch mehr als genug Nester) gibt, können sich sowohl Weibchen als auch Männchen an mehreren Bruten beteiligen.

 

Ein Problem gibt es aber bei der so genannten sozialen Polygamie. Wenn sowohl Männchen als auch Weibchen das Gelege verlassen wollen, um sich neu zu verpaaren, wird die Brut aufgegeben. In diesem Fall haben sich zwei Vögel verpaart, die beide die Strategie der frühzeitigen Trennung verfolgen und sich auch nicht davon abbringen lassen. So ein Konflikt tritt aber zum Glück nicht sehr häufig auf.

 

Mit seiner markanten schwarzen Gesichtsmaske und seinem braunen Mantel wird die Beutelmeise ca. 10 - 11,5 cm groß. Die Jungvögel sind schlicht grau gefärbt und haben noch keine Gesichtsmaske. Die Beutelmeise überwintert im Mittelmeerraum und ist somit ein Zugvogel.

Quellen: Kosmos Naturführer & Vogelundnatur.de