Tromsö, Sommarøy, Kilpisjärvi und Umgebung

Bunte Holzhäuser, kleine Gassen und viel Wasser - das ist Tromsö. Die Stadt liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nord-Alaska. Aber dem Golfstrom sei Dank, ist es hier nur selten genauso kalt. Rund 345 km oberhalb des Polarkreises beherbergt Tromsö die nördlichste Kathedrale, Brauerei und Universität der Welt. Aber eines ist auch unwiderruflich mit Tromsö verbunden - eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit Nordlichter erblicken und fotografieren zu können. Im Februar 2015 war es dann endlich soweit - wir starteten mit unserem Freund Heinz Vaerst ab Frankfurt und flogen mit einem Zwischenstopp in Oslo nach Tromsö. Nach Übernahme des Mietwagens - juhu ein Upgrade - da die gebuchte Kategorie zu unserer Ankunftszeit nicht verfügbar war - fuhren wir zu unserem gebuchten Hotel nach Tromsö. 

 

Die erste Herausforderung war, dass ich das erste Mal im Leben mit Spikes fahren mußte - beim Anblick der zentimeterdicken Eisschicht auf den Straßen, hatte ich erhebliche bedenken, überhaupt vom Fleck weg zu kommen. In Deutschland würde bei solchen Straßenverhältnissen kein Auto fahren. Aber dadurch, dass in Nordnorwegen alle Autos mit Spikes fahren, ist die Eis- und Schneedecke nicht glatt gefahren wie bei uns, sondern immer aufgeraut. Und es hat besser funktioniert als gedacht. Vorsicht ist nur geboten, wenn man aus dem Auto auf die glatten Straßen aussteigen möchten! Es sei denn man hat Schuhe mit Spikes... 

 

In Tromsö verläuft ein großer Teil des Verkehrs unter der Erde - in einem Tunnelsystem, welches die ganze Stadt durchzieht und sogar über mehrere unterirdische Kreisverkehre verfügt. Auch das war ein neues "Fahrgefühl" - aber es hat gut geklappt und so kamen wir an unserem Hotel "Clarion Hotel The Edge" gut gelaunt an. Wir parkten in einem nahe gelegenen, unterirdischen Parkplatz und nach dem einchecken erkundeten wir ein wenig die Umgebung und hofften, dass wir eventuell schon an unserem ersten Abend, bzw. in unserer ersten Nacht auf Aurora Borealis treffen würden.  

Tagesetappe: 30 km

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Tag 2 Sommarøy - Tisnes, ein Unfall und die Rentiere

Eines vorneweg - wir haben in unserer ersten Nacht noch kein Nordlicht sehen können, das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung - aber wir haben ja noch weitere 3 Nächte vor uns! Nach einem phänomenalen Frühstück im Hotel, starteten wir einen Ausflug ins knapp 50 km entfernte Sommaroy - hier soll man an gewissen Aussichtspunkten einen grandiosen Blick haben um bei Nacht die Nordlichter fotografieren zu können - also fuhren wir die knapp 50 km durch die zauberhafte, schneebedeckte Landschaft der Troms. In der Nähe von Tisnes stießen wir auf eine Herde von Rentieren - schnell eine geeignete Parkmöglichkeit am Straßenrand finden, Kameras raus, Stativ aufbauen und los geht es. So zumindest war der Gedanke, der jäh durch das Einsacken des Autos am schneebedeckten Straßenrand unterbrochen wurde. Scheibenkleister, jede Bemühungen unser Gefährt wieder aus dem Schnee zu bekommen waren umsonst. Und nun? 

 

Wir trafen auf einen vorbeifahrenden "Bauern", den wir anhielten und fragten, ob er uns helfen könnte? Leider sprach er kein englisch und wir wiederum kein norwegisch - aber er erkannte auch so die Lage und bot uns an, mit einem Seil, welches er in seinem uralten Mercedes hatte, herauszuziehen. Gesagt getan, Seil wurde mit beiden Fahrzeugen verbunden und mit vereinten Kräften konnten wir unseren Mietwagen aus dem schneebedeckten Graben herausziehen! Wir gaben unserem "Retter" ein wenig bares für seine Hilfsbereitschaft, das er zwar erst nicht annehmen wollte, aber wir ließen nicht locker - ohne Ihn hätten wir hier vermutlich noch lange gestanden. An dieser Stelle müssen wir sagen, die Norweger sind sehr freundliche und hilfsbereite Menschen! 

 

Nach diesem kleinen "Unfall" konnten wir uns endlich den Rentieren widmen, die Tiere waren sehr zutraulich und wir fotografierten und beobachteten sie aus nächster Nähe. Vermutlich waren sie nicht "wild" - sondern gehörten am Ende noch unserem "Retter" dem Bauer? Aber egal - es war ein tolles Erlebnis. Ganz in der Nähe war ein kleiner Fjord in diesem ein "hölzernes Skelett" lag. Ein wunderbares Motiv des dort so vor sich hinrottenden Schiffswrack in dieser schneebedeckten Landschaft.

 

Nun zog es uns weiter Richtung Sommaroy - unmittelbar vor der Brücke von Sommaroy gibt es einen großen Parkplatz. Von dort liefen wir einen kleinen Hügel hinauf und fotografierten die kleine Bucht als auch die Brücke - dann fuhren wir weiter bis ganz ans Ende von Sommaroy. Wir stiegen auf einen kleinen Hügel - uns bot sich ein wunderbarer Blick über das Meer und einige kleine, vorgelagerte Inseln. Wunderschön - vor allem wenn in der Nacht die so lang ersehnten Nordlichter in einem weiten Bogen vom Landesinneren über die Bucht und das Meer ziehen - ob wie dieses Mal Glück haben?

Tagesetappe 165 km

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Tag 3 - Kilpisjärvi - finnisch Lappland

Nein, leider sind wir was die Nordlichter anbelangt nicht mit Glück gesegnet - beim Frühstückstisch diskutierten wir, wo wir denn in dieser Nacht unser Glück am Besten versuchen könnten? Heinz hatte eine App runtergeladen mit dieser die Vorhersagen mit den besten Aussichten, Aurora Borealis zu sichten, angegeben werden sollten. Die Vorhersagen für das Gebiet rund um Tromsö machten alle Hoffnungen zu nieder - "Schneefall und Nebel" - jedoch in finnisch Lappland - genauer gesagt in Kilpisjärvi sollte mit 80%tiger Wahrscheinlichkeit das Wetter und die Aurora Borealis heute zu sehen sein. Na dass hörte sich doch vielversprechend an - auf nach finnisch Lappland!

 

Wir fuhren von Tromsö auf der E8 (Europastraße) über Skibotn - einem ca. 50 km von der finnisch-norwegischen Grenze entfernten Dorfes an der Eismeerküste bis nach Kilpisjärvi. Kurz nach der norwegischen Grenze änderte sich die Landschaft schlagartig - uns begleiteten vortan Birkenwälder und eine friedvolle, weiße Schneedecke und wir fühlten uns so, als wären wir die einzigen Menschen weit und breit. Auf dem malerischen Fjällplateau von Kilpisjärvi stiegen die steilen Wände des Saana aus dem kmpl. zugefrorenen und gleichnamigen Sees vor uns auf. Die Region rund um das Dorf hat nur Fjälls mit über 1000 m Höhe und es befindet sich mitten in der atemberaubenden Landschaft an der Grenze zu Norwegen und Schweden.

 

Im ortsansässigen Lokal aßen wir erst mal zu Mittag und waren hell auf begeistert, dass es hier kostenloses WLAN gab - das gibt es nicht mal bei uns zuhause! Danach schauten wir uns noch hier und da um, sahen sogar einen Fuchs zwischen den Birkenwäldern und fotografierten die beeindruckende Landschaft um uns herum. Auch geschichtlich ist Kilpisjärvi zum Ende des 2´ten Weltkrieges bekannt geworden. Die sich im Zuge des Lapplandkrieges aus Nordfinnland zurückziehenden deutschen Truppen hatten ihre letzten Stellungen in Kilpisjärvi, wo es am 25. April 1945 zu den letzten Kampfhandlungen des Krieges auf finnischem Boden kam. Die letzten deutschen Soldaten zogen sich am 27. April über die Grenze nach Norwegen zurück. Ein Grenzstein erinnert am Dreiländereck bis heute daran.

 

Die Zeit verging wie im Flug - und leider auch das scöne Wetter - das sah gar nicht gut aus! Der Himmel über uns zog sich minütlich zu und die App versprach nicht mehr das, was sie am Morgen noch vorhergsagt hatte. Auch dieses Mal hatten wir kein Glück mit Aurora Borealis - dennoch war der Ausflug nach finnisch Lappland ein Highlight - und vor allen Dingen - eigentlich gar nicht geplant. Am späten Abend zurück in Tromsö, begaben wir uns noch mal zum Kai und machten ein paar tolle Nachtaufnahmen von Tromsö, seiner Brücke und der Eismeerkathedrale - direkt neben dem Anleger der Hurtigrutenschiffe. Wir werden diesen tollen Tag mit all seinen Facetten so schnell nicht vergessen.

Tagesetappe 324 km

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Tag 4 - unsere letzte Hoffnung in Harstad

Einmal - ein einziges Mal musste es doch klappen? Laut App sollte es heute Nacht in Harstad funktionieren? Aber es waren bis dahin ca. 301 km zurück zu legen - jedoch was hatten wir zu verlieren? Nichts. Wir machten uns auf den Weg und kamen gegen 16 h in Harstad an. Auf dem langen Weg nach Harstad konnten wir in der eintretenden Dämmerung eine Herde von Elchen begutachten - aber es war schon zu dunkel um ein paar vernünftige Fotos machen zu können. In Harstad angekommen fing es wie auf Knopfdruck an zu schneien und die Aussicht auf Erfolg heute die Nordlichter noch sehen und fotografieren zu können, schwand zusehends.

 

Wir beschlossen nicht lange hier unnütz zu warten und traten bei starkem Schneefall wieder die Rückfahrt nach Tromsö an. Natürlich waren wir enttäuscht, wollten wir ja eigentlich bei unserem Kurztrip die Nordlichter fotografieren. Aber es waren auch ohne sie wundervolle Tage hier oben in Nordnorwegen. Und eines stand relativ schnell für uns fest - wir kommen wieder - und werden unser Glück erneut versuchen!

Tagesetappe 620 km

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Tag 5 - Tromsö - Oslo - Frankfurt