Island - Was für eine Mischung!

Im Boden brodelt heißes Wasser, das an manchen Stellen als Geysire in die Lüfte schießt. Wenige Kilometer weiter nimmt der größte Gletscher Europas den Horizont ein. Der Boden heiß, die Berge vereist, die Insel lange abgeschottet - und doch so reich an bedeutender Geschichte. Gletscher, Vulkane, Wasserfälle, Eisberge, Stein- und Geröllwüsten. Island - diese zerklüftete Vulkaninsel südlich des Nord-Polarkreises ist ein Land der Gegensätze und in vielen Dingen einzigartig und deshalb zum Eldorado für Wissenschaftler, Abenteurer und Touristen wie uns geworden...

 

Endlich konnten wir einen lang gehegten Traum in die Wirklichkeit umsetzen... am 01.09.2013 landeten wir gegen 23:30 h in Keflavik - bei eiskaltem Wind und strömenden Regen. Welcome to Iceland! Wir hatten uns bedingt durch nur 1 Woche Urlaub und der fortgeschrittenen Jahreszeit, für Islands Süden entschieden. Nach Übernahme unseres Mietwagens - die Rental Car Station hätten wir fast nicht gefunden - fuhren wir in der Nacht zu unserer Unterkunft in Keflavik "Hotel Berg". Dort kamen wir gegen 01:00 h in der Nacht an und der Hotelier hatte wegen uns eine extra Nachtschicht eingelegt. Dieser Umstand tat seiner Freundlichkeit jedoch keinen Abbruch. Müde, jedoch voller Vorfreude und in der Hoffnung auf besseres Wetter schliefen wir in unseren traumhaften Betten sofort ein.


Tag 1 "Die Hauptstadt, ein Nationalpark, ein Geysir und ein Wasserfall"

Im Urlaub sind wir echte Frühaufsteher - nichts könnte uns lange in den Federn halten - dazu ist die Zeit zu schade und die Aufregung viel zu gross. Nachdem wir für isländische Verhältnisse sehr gut gefrühstückt hatten, checkten wir aus und machten uns auf unser erstes Etappenziel: Reykjavik und der Pingvellir N.P.

Als erstes statteten wir der Haupstadt "Reykjavik" einen kurzen Besuch ab - Architektonisch hat die Haupstadt nicht allzuviel zu bieten - aber wir sind ja auch nicht unbedingt Bewunderer moderner Architektur. Reykjavik ist eher "klein" und überschaubar. Unser erster Stopp galt der "Hallgrimskirkja" - einer recht modernen Kirche, die das gesamte Stadtbild Reykjaviks prägt. Sie wurde auf einem hohen Hügel in der Stadt platziert, was Ihren 74,5 m hohen Turm noch größer erscheinen läßt. Vor der Kirche und in Ihrer Mittelachse befindet sich eine Bronze-Statue von Leif Eriksson, welche 1930 zur 1000-Jahr Feier des Althing Island von den USA geschenkt wurde. Wir fuhren danach noch zur Küstenstrasse Saebrut und machten einen Stopp bei der "Sonnenfahrt-Skulptur" - die Skulptur-Solfar zeigt zum Sonnenuntergang im Norden und besteht aus Edelstahl - sie stellt ein Wikingerschiff dar und gehört wohl zu den meist fotografierten Kunstwerken Reykjaviks. 

 

Das Wetter schlägt hier im hohen Norden sehr schnell um. In einer Sekunde regnet und stürmt es noch, in der anderen zeigt sich kurz die Sonne. Kurz vor 11 h machten wir uns weiter auf den Weg zum Thingvellir Nationalpark. Unterwegs hielten wir an, um die sagenhafte Landschaft in uns aufzusaugen. Dazu wollte ich aus dem Auto aussteigen, öffnete die Tür und der Sturm riess sie mir regelrecht aus der Hand - Wahnsinn - welche Kräfte hier walten. Kurz darauf sind wir im Thingvellir Nationalpark eingetroffen.

 

An diesem historischen Ort wurde am 17. Juni 1944 die Repuplik Island ausgerufen. Bereits um 930 h, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Wikinger, wurde einmal jährlich während 2 Wochen im Juni, die traditionelle gesetzgebende Versammlung Alping an diesem Ort abgehalten. Sie hatte sowohl gesetzgeberische als auch Gerichtsbarkeitsfunktionen. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt! Es bestand bis ins Jahr 1798, als die Dänen das Althing auflösten. Im Jahr 1000 wurde hier die Annahme des Christentums beschlossen (Quelle Wikipedia). Wir bewegten uns aufgrund dieses geschichtsträchtigen Hintergrundes sehr ehrfürchtig auf den Pfaden entlang und verharrten hier und dort - und manchmal kam es uns so vor, als höre man noch das trampeln der Pferdehufen, als die Wikinger hier zu Ihren gesetzgebenden Versammlungen hergeritten kamen.

 

Faszinierend haben wir die Almännerschlucht "Almannagja" betreten - die tektonischen Verschiebungen die sich in den zahlreichen Erdbeben der letzten 10000 Jahren ereigneten, kann man hier am besten erkennen. Das Land ist hier beidseits der Schlucht um ca. 70 m auseinandergetriftet und das Tal hat sich um ca. 40 m abgesenkt. Thingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone und wird von 4 aktiven Vulkansystemen umgeben. Durch das auseinandertriften der europäischen und nordamerikanischen tektonischen Platten sind die Risse und die Felsspalten besonders gut erkennbar. Die Silfra-Spalte bietet mit Ihrem kristallklaren Wasser und Ihrer einzigartigen Lage für Taucher ein unvergessliches Erlebnis.

 

Weiter ging es für uns mit dem Aufstieg einiger Steinstufen bis wir zum Öxarárfoss gelangten - beeindruckend stürzt hier der Fluss Öxará an der Schlucht Almannagiá in die Tiefe. Durch die Gischt sind wir im nu durchnässt worden und Thomas hatte Mühe, das Equipment beim fotografieren einigermassen trocken zu halten. Doch das störte uns nicht allzu sehr - wir hatten ja schließlich entsprechende Kleidung an. Lange verweilten wir hier - wir fühlten uns, als ob wir die einzigsten Menschen auf diesem Fleckchen Erde wären. Aber irgendwann mussten wir aufbrechen, denn wir wollten ja noch weiter nach Haukadalur - dem Hochtemperaturgebiet am Fuße des aktiven Vulkans Laugarfjall und des Geysir "Strokkur".

Tagesetappe: 320 km - Bilderstrecke Tag 1

Als wir im Hochtemperaturgebiet ankamen, hatte es wieder leicht zu nieseln begonnen und auf dem Weg zum Strokkur mussten sich unsere Nasen erst an den schwefelhaltigen Gestank des austretenden Gases gewöhnen. Es war unser erster Geysir, den wir beim Ausbruch beobachten und fotografieren konnten. WOW - sehr beeindruckend! Alle 4-7 Minuten stieß das "Butterfass" seine kochend heiße Wassersäule bis zu 35 m in die Höhe.

 

Unser letztes Highlight des Tages sollte der "goldene Wasserfall" - der Gullfoss - sein. Kurz hinter den letzten Häusern im Geysir-Bereich überquerten wir über eine “Einbreið Brú” (einspurige Brücke) einen schönen Wildbach. Der Regen verstärkte sich zunehmends und starke Windböen schüttelten unser Auto hin und her. Als wir am Parkplatz angekommen waren, sind wir aus dem Auto ausgestiegen und neben dem Besucherzentrum eine breite Treppe über die Felskante in die Schlucht hinab gestiegen. Dann folgten wir linkerhand einem schmalen Weg zum Wasserfall - es war eine glitschig und rutschige Angelegenheit.

 

Jetzt wurde uns auch bewußt, warum wir weder den Wasserfall, noch den Fluss Hvítá zuvor hatten sehen können - denn beide liegen tiefer als die Ebene, über die die Straße führt. Bis zu 70 Meter tief und etwa zweieinhalb Kilometer lang ist die Schlucht, durch die der Hvítá fließt. Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen, von denen die erste 11 m und die zweite 21 m Fallhöhe besitzt. Donnernd stürtzten die Wassermassen in die Tiefe - welch spektakuläre Geräuschkulisse! Leider konnten wir nicht sehr lange bleiben - das Wetter wurde zunehmend schlechter, und der Weg bis nach Hella, wo unsere nächste Unterkunft, das  Hotel Ranga sich befand, wollten wir nicht bei Dunkelheit zurücklegen.

 

Ein beeindruckender, geschichtsträchtiger erster Urlaubstag in Island neigte sich dem Ende zu und wir konnten diesmal lange nicht einschlafen - zu sehr tauschten wir unsere Eindrücke aus und eines stand für uns beide bereits jetzt fest - Island wir kommen wieder!


Tag 2 - Wasserfälle, Eyjafjallajökull, eine Douglas C117-D und das Kap Dyrhólaey

Nach einem super leckeren Frühstück - schon das zweite in Island - mit einem wunderbaren Blick auf die Landschaft, starteten wir unsere 2 Etappe gen Süden. Nach ca. 200 Meter sind wir nach rechts auf die Ringstraße 1 abgebogen. Die Wolkendecke brach auf und der blaue Himmel ließ sich blicken. So konnten wir am Straßenrand anhalten und einen wunderbaren Ausblick über das Schwemmsandgebiet der Markarfljót hinüber bis zur Bergwelt von Þórsmörk genießen. Natürlich musste das auch per Fotografie festgehalten werden. Nach weiteren 17 km sind wir zum Abzweig Seljalandsfoss gekommen, dieser gigantische Wasserfall ist schon von der Straße aus gut erkennbar.

 

Hier stürzt der Fluss Seljalandsá 66 m tief über die ehemalige Küstenlinie in die Überschwemmungsgebiete des Markarfjót, in diesen er kurz darauf mündet. Der wunderschöne Wasserfall liegt unterhalb des großen Gletscherschildes des Eyjafjallajökull. Wir hielten uns hier sehr lange auf - natürlich auch - weil das Wetter für isländische Verhältnisse mega war. Während Thomas mit dem Fotografieren zu Gange war, machte ich mich auf den Weg um hinter den Wasserfall zu gehen. Ein tolles - aber auch sehr feuchtes und nasses Erlebnis.

 

Irgendwann fuhren wir dann weiter Richtung Eyjafjallajökull-Gebiet - dort ist im April 2011 zum einjährigen Vulkanausbruch des gleichnamigen Vulkans - ein "Vulkan-Besucherzentrum" in Þorvaldseyri eröffnet worden. Viel konnten wir nicht mehr vom damaligen Ausbruch erkennen, der am 20. März 2010 begann und bis Mitte April dauerte. Aufgrund der ausgetretenen Asche legte der Vulkan damals den Flugverkehr in großen Teilen Europas lahm. Der Eyjafjallajökull ist der sechstgrößte Gletscher Islands. Die größte Höhe beträgt ca. 1651 m. Unter dem Gletscher befindet sich der gleichnamige Vulkan mit eigener Magmakammer. Der Vulkan  brach seit der Besiedlung bisher in den Jahren 920, 1612 und 1613, 1821 und 1823, sowie zuletzt in 2010 aus.

 

Nach einem kurzen Aufenthalt im Besucherzentrums ging es weiter, auf dem nun folgenden Streckenabschnitt an der Ringstraße 1, kamen wir an der Rutshellír Cave - einer vor langer Zeit in den Fels gehauenen Höhle vorbei. Der Eingang zu dieser Höhle erfolgt durch eine davor errichtete Hütte. Manche Quellen berichten, es würde sich hierbei um das älteste von Menschenhand geschaffene Gebäude Islands handeln. Als sicher jedoch gilt, dass in den isländischen Geschichtsbüchern diese Höhle bereits um 1700 erwähnt wurde. Die Höhle selbst diente als Heu-Speicher. Ca. 20 Meter geht sie in den Berg hinein, dann zweigt sie ab und eine weitere ca. 8 m große Höhle namens Stukár zweigt hier ab. Auf insgesamt 90 Anwesen in Südisland befinden sich ca. 200 von Menschenhand geschaffene Höhlen, 41 davon stehen unter Schutz. Höhlen wie diese sind andernorts in Island nahezu unbekannt.

Tagesetappe: 165 km - Bilderstrecke Tag 2

Nun bogen wir zum ersten mal von der Ringstraße ab und begaben uns via GPS Koordinaten auf einen "unsichtbaren" Weg der uns in die karge, schwarze Sandwüste Islands führte. Wir wollten zu einem verlassenen Flugzeugwrack - einer Douglas C117-D der US-Navy- das Wrack rottet hier seit 1973 an der Küstenlinie in der Sólheimasanduram vor sich hin. Es stellt ein wirklich faszinierendes Fotomotiv in einer unwirklichen Gegend dar. Nach einigen Fehlversuchen konnten wir das Wrack endlich entdecken und fotografieren. Wir mussten feststellen, dass doch schon einige Stücke des Wracks fehlten, zuhause hatten wir Fotos gesehen, die das Wrack in einem viel kompletteren Zustand zeigten. Sehr schade...

 

Wir verbrachten eine lange Zeit an diesem wunderschönen Fleckchen - das Motiv war einfach umwerfend und das Wetter herrlich, der Strand nahe am Wasser bot auch sehr viel zu entdecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit machten wir uns weiter auf den Weg zum Skogafoss. Wir haben schon viele Wasserfälle auf unseren Reisen gesehen - doch der Skogafoss ist der bis dato schönste, gigantischste und beeindruckendste Wasserfall, den wir bis dato jemals sehen und erleben durften.

 

Ca. 60 Meter tief und über eine Breite von 25 Metern, stürzt hier der Fluss Skóga von einer Klippe herab, die einstmals die natürliche Küstenlinie Islands war. Die gesamte Insel hat sich am Ende der letzten großen Eiszeit soweit angehoben, dass eine Steilküste in der heutigen Höhe entstand. Schon von weitem hörten wir das rauschen und donnern in unseren Ohren. Steht man vor diesem gigantischen Wasserfall fühlt man sich als Mensch sehr klein - eine heilende Wirkung! Wir hatten perfektes Fotografie-Wetter: Sonne, Wolken, blauer Himmel und ein Regenbogen boten einzigartige Motive und Perspektiven des Wasserfalls. Wir waren tief beeindruckt. An der östlichen Seite führte ein steiler Trekkinpfad hinauf zum Pass Fimmvürduháls und ein Abzweig bis zur Fallkante des Skógafoss. Schweissgebadet - der Aufstieg ist wirklich nicht zu unterschätzend, standen wir an der Fallkante des Flusses - was sind wir Menschen doch so unbedeutend und klein!

 

Ein weiteres Highlight des Tages stellte das nächste Etappenziel dar - das Kap Dyrhólaey in der Nähe von Vík y Myrdal und dem auf der Anhöhe stehenden Leuchtturm von 1927. Eigentlich ist das Kap eine Insel, die ursprünglich der Küste vorgelagert war und durch einen untermeerischen Vulkanausbruch vor ca. 100.000 Jahren entstanden ist. Weitere Vulkanausbrüche unter dem Mýrdalsjökull und die dadurch hervorgerufenen Gletscherläufe haben im Laufe der Zeit dazu geführt, dass die Inseln mit dem Festland verbunden wurden. Heute bildet das 115 m hohe Kap die Südspitze Islands. Das Kap Dyrhólaey wurde benannt nach der an einen Torbogen erinnernde Felsformation, durch dieses "Türloch" fahren heute noch Boote. Eine atemberaubende Aussicht hatten wir von hier oben über das Meer - im Osten konnten man sogar die Reynisdrangar, die schwarzen Felsnadeln vor Vík erkennen.

 

Unsere letzte Etappe führte uns weiter auf der Ringstraße 1 bis nach Kirkjubæjarklaustur, wo wir erst mit Eintritt der Dämmerung in unserer Unterkunft, dem Hotel: icelandairhotel ankamen. Wir hatten uns unterwegs etwas Brot, Käse, Wurst und Cookies gekauft - daraus zauberten wir uns in unserem Hotelzimmer ein 3-Gänge-Menü - es schmeckte köstlich :)


Tag 3 - Skaftafell N.P. Breiðárlón & Jökulsárlón Gletscherlagune