Am 30.04.2014 früh am Morgen, starteten wir zusammen mit unserem Freund Heinz mit SAS per Direktflug nach Bergen - in Europas regenreichste Stadt. Bei Ankunft nieselte es leicht - naja besser als Dauerregen dachten wir und nach Übernahme unseres Mietwagen - verzogen sich die Wolken und es kam doch tatsächlich die Sonne zum Vorschein - so könnte es bleiben. Vom Flughafen aus, der ca. 15 km südlich von Bergen liegt, starteten wir zunächst zu unserer Unterkunft mitten im Stadtteil Bryggen. Das ehemalige Hansekontor nimmt die ganze Oststeite der Bucht und des Naturhafen Vågen ein - eine tolle Lage und ein guter Ausgangspunkt um per Fuss die Gegend rund um die Stadt mit unserer Fotoausrüstung erkunden zu können!
Gäbe es Bergen nicht, man müsste es erfinden. So einmalig schön ist seine Lage zwischen Fjorden und Seen. Durch den warmen Golfstrom konnte hier eine prächtige Park- und Gartenlandschaft entstehen. Die Wurzeln der über 900 Jahre alten Stadt reichen bis weit in die Wikingerzeit zurück. Als eines der Hauptsitze der Hanse war Bergen mehrere Jahrhunderte lang Zentrum des florierenden Handels zwischen Norwegen und dem Rest der Welt. Umrahmt von sieben "Bergen" - liegt es traumhaft schön an Norwegens Westküste - der höchste von ihnen ist der Ulriken (643 m , der bekannteste ist der Fløyen (320 m).
Da immer noch die Sonne vom Himmel strahlte - obwohl ein stürmischer, kühler Wind wehte - packten wir schnell unser Equipment zusammen und starteten die erste
Erkundungstour. Bei unserer Tour durch Bergens ältesten Stadtteil, bewegten wir uns durch enge Passagen und dunkle Laubengänge und wir fühlten uns zurückversetzt in die Vergangenheit. Die
Besiedlung entstand einst entlang Bryggen, seit vielen Jahrhunderten das lebendige Zentrum der Stadt. Bryggen besteht aus Resten der alten Besiedlung und ist eines der bekanntesten
mittelalterlichen Stadtviertel Norwegens. Die Hanseaten, Kaufleute im Deutschen Hanseverband, errichteten im Jahr 1360 ein Auslandskontor auf Bryggen und beherrschten beinahe 400 Jahre diesen
Stadtteil.
Leider wurde Bryggen immer wieder von zahlreichen Bränden heimgesucht. Der groβe Brand von 1702 legte die gesamte Stadt in Schutt und Asche, doch Bryggen wurde
danach wieder aufgebaut. Die alte Bauweise wurde beibehalten, wodurch das Profil der Bryggen heute, unberührt von den Zeitläufen, dasselbe wie im 12. Jahrhundert ist. Es gibt in Bryggen 61 unter
Denkmal stehende Gebäude. Eine fantastische Kulisse für Hobbyfotografen wie uns.
Hört Ihr das?, fragte ich am nächsten morgen die beiden Herren an meiner Seite. Die "Jungs" schauten mich fragend an - "Was denn"? - Na - es regnet nicht - antwortete ich. Ja, es ist wirklich wahr - der 2 Tag in Bergen und die Sonne strahlte noch immer vom Himmel. Wir hatten uns vorgenommen einen Tagestrip bis nach Borgund zu unternehmen. Der Trip sollte uns vorbei am Tvindefossen Wasserfall und dem berühmten Örtchen Flåm mit seiner spektakulären Flåmbahn bringen, danach weiter durch den Laerdalstunnel, wobei es vorher zu einem Abstecher auf die Hochebene des Aurlandsfjord gehen sollte um dann zum Ziel des Tagestrips zu gelangen, die Stabkirche von Borgund - einer der ältesten Holzgebäude von Europa.
Wir fuhren aus Bergen raus auf die E39, dann weiter auf der E16 Richtung Voss, kurz hinter Voss sahen wir Ihn - direkt an der Straße gelegen, den Tvindefossen. Über einen geschotterten Weg sind es von dort nur noch etwa 100m zu Fuß bis man direkt am Tvindefossen steht. Wir verweilten hier über eine Stunde und probierten mehrere Perspektiven und Graufilter aus. Es war herrlich frisch an diesem Morgen und keine einzige Menschenseele war vor Ort - so mögen wir das. Der Tvindefossen ist einer der schönsten Wasserfälle Norwegens. Einzigartig fällt das Wasser die 152m Fallhöhe in vielen Kaskaden über die gesamte Breite hinab ins Tal und erzeugt einen verspielten Eindruck.
Gegen 11 h fuhren wir weiter durch das Nærøydalen nach Gudvangen - bis hinauf zum Aussichtspunkt Stalheim. Es war eine
wunderschöne Fahrt - die Umgebung von Stalheim ist geprägt von steil aufragenden Felswänden - selbst der deutsche Kaiser Wilhelm II, verbrachte hier 25 Sommer am Stück - damals war der Ort nur
durch ein Dampfschiff erreichbar und Pferdefuhrwerke brachten die Touristen zu diesem landschaftlich reizvollen Ort. Nach einiger Zeit verliesen wir den Aussichtspunkt und fuhren weiter, steil
hinab ins Tal - über die Stalheimskleiva eine einspurige, enge Straße gespickt mit 13 Haarnadelkurven.
Kurze Zeit später erreichten wir das Örtchen Flåm. Flåm ist geprägt durch die Flambahn, einer der steilsten Bahnstrecken der Welt auf Normalspur, auf fast 80% der Strecke beträgt die Steigung 5,5 %. Die Zugfahrt führt durch eine fantastische Landschaft, vorbei am Rallarvegen, jäh abfallenden Felswänden, schäumenden Wasserfällen, durch 20 Tunnel und sie bietet so viele Aussichtspunkte, dass viele Besucher die Fahrt hinauf und hinunter zwischen dem Hochfjell und dem Fjord gerne mehrmals machen. Wir jedoch hielten uns hier nur kurz auf und machten uns weiter über Aurland hinauf zum einzigartigen und spektakulären Aussichtspunkt Stegastein. Das Bauwerk, das 30 Meter über die Bergwand hinausragt, 650 Meter über dem Fjord, bietet uns eine Panoramaaussicht ohnegleichen. Und nach einer noch großartigeren Aussicht über den Fjord, die Fjells und die schöne Fjordlandschaft werden wir wiederum lange suchen müssen. Die Aussicht raubte uns nahezu den Atem. Dies ist der perfekte Platz für tolle Fotos und zum verweilen. Natürlich versuchten wir auch, die Bergstraße bis nach Laerdal weiter zu fahren, um dann auf dem Rückweg durch den Tunnel zu fahren. Doch Anfang Mai - da war kein Durchkommen mehr - alles voller Schnee - Vollsperrung!
Also zurück nach Aurland und ab durch den Lærdalstunnel - der mit 24,51 km der längste Straßentunnel der Welt ist. Seine Besonderheit liegt an der
leicht kurvigen Streckenführung und der innovativen Beleuchtung, welche die fahrer vor Ermüdung schützen und die Konzentration fördern soll. Bei den Halteplätzen im Tunnel versuchten wir
natürlich auch unser Glück mit dem Fotografieren. Kurz danach erreichten wir Borgund - fast schon in der Dämmerung.
Die Stabkirche in Borgund repräsentiert die norwegische Stabbaukunst mit ihren Drachenköpfen, Runeninschriften und Portal-schnitzereien im besonderen Maße. Sie wurde 1180 erbaut und dem Apostel Andreas geweiht. Schon lange ist sie ein Anziehungs- punkt für Touristen: Bereits 1898 wurde ein in norwegisch- und englischsprachiger Reiseführer veröffentlicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Stabkirchen wurde die Borgund-Stabkirche nie erweitert oder verändert. Ein beeindruckendes Bauwerk - kurze Zeit später hieß es Abschied nehmen und zurück nach Bergen - ein ereignissreichen Tag neigte sich dem Ende zu und immer noch lachte uns die Sonne ins Gesicht.
Tagesetappe: 380 km
Am heutigen tag galt die Devise - Beine vertreten nach der langen Tour am gestrigen Tag! Nach einem ausgiebigen Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und gingen zur Talstation der Fløibanen - denn wir wollten auf dem Floyen eine Wanderung unternehmen. Seit 1918 führt die Fløibanen als einzige norwegische Standseilbahn auf den Fløyen. Aufgrund seines Panoramas über das Stadtzentrum ist der Fløyen besonders beliebt. Die Fløibanen selbst ist 850 Meter lang und wird durch sich selbst angetrieben: Die beiden Wagen, die zum Fløyen nach oben oder zum Stadtzentrum nach unten fahren, ziehen sich gegenseitig – auf halber Strecke treffen sie sich zwangsläufig und müssen einander ausweichen. Seit 2002 fahren neue Wagen für 100 Passagiere pro Fahrt auf der modernisierten Gleisstrecke zum beliebtesten der sieben Berge. Wir waren wie fast immer, sehr früh und so konnten wir fast ungehindert von anderen Touris die grandiose Aussicht genießen - und Ihr könnt es Euch sicherlich denken - bei fantastischem Wetter!
Allerdings musste man seine Jacke gefühlte 20 Mal an- und wieder ausziehen, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwand oder es plötzlich wieder stark windete. Von der Aussichtplattform aus wanderten wir nach anfänglichen Schwierigkeiten Richtung Rundemanen, der 568 Meter hoch gelegen ist. Auf dem Rundemanen selbst gibt es außer einem etwa 106 m hohen Sendemast eigentlich nicht viel zu sehen, jedoch hat man eine tolle Aussicht Richtung Ulriken und die umliegenden Berge. Wir machten hier "Mittagspause" und genossen die Ruhe - danach wanderten wir weiter zur Bryshutte - auf dem Weg zur Hütte, die jedoch noch nicht geöffnet war, standen mehrere Warnschilder auf Norwegisch, wir glaubten, dass diese uns vor Steinschlägen warnen wollten. An einer Stelle lagen kleine Felsbrocken auf dem Weg und das ca. 2 Meter hohe Geländer war ziemlich verbogen. Auf diesem Streckenabschmitt hat man eine wunderschöne Aussicht über Bergen, das Meer und vor allem auch auf die Inseln.
Zurück am Fløyen machten wir noch einmal eine kurze Pause und gönnten uns einen Kaffee, bevor wir dann wieder mit der Standseilbahn nach unten fuhren. Am Abend schlenderten wir noch mal im Hanseviertel umher und konnten die eine oder andere Nachtaufnahme einfangen.
Wie schnell die paar Tage doch vergangen waren - heute, am 03.05.2014 hieß es Abschied nehmen von Bergen - die für uns "sonnenreichste Stadt" Europas :). Da wir bis zum Heimflug noch ein paar Stunden Zeit hatten, machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Steindalsfossen und danach zur Schäreninsel Turoyvarden. Und endlich begann es zu regnen und auch noch zu schneien - aber das störte uns heute nicht weiter. Der Steinsdalsfossen ist einer der meist fotografierten Wasserfälle Norwegens, er hat eine Fallhöhe von 50 m. Die Besonderheit ist, dass man auf der Rückseite des Wasserfalls entlanggehen kann, ohne nass zu werden.
Der Wasserfall entstand 1699 dadurch, dass der Fluss seinen Lauf änderte. Leider steckte der Weg hinter dem Wasserfall gerade in Bauarbeiten und auch die Abstützung eines Geländers wurde erneuert, so daß im Sommer die Touristen wieder ohne Gefahr hinter den Wasserfall laufen können. Aus diesem Grund konnten wir keine schönere Aufnahme von diesem Wasserfall machen. Wir fuhren weiter zur Schäreninsel über die Route Hardanger - und danach fuhren wir weiter zum Flughafen und flogen zurück nach Frankfurt - Auf Wiedersehen Norwegen - unser Fazit über den Kurztrip: Bergen ist immer eine Reise wert!